Mit Linux in die neue Legislaturperiode

Die IT-Abteilung der Bundestagsverwaltung steht kurz vor dem Abschluss eines Mammutprojekts: In wenigen Tagen wird die Migration der Server auf das alternative Betriebssystem Linux vollzogen sein. Die Umstellung des üppigen Verzeichnisdienstes verlief dabei nicht ohne Probleme.


September 15, 2005
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Wenn der neu zusammengesetzte Bundestag erstmals nach der Wahl am 18. September zusammentritt, um den Bundeskanzler zu wählen, werden die rund 5.000 Volksvertreter samt ihrer Verwaltungsangestellten und Beamten auf eine auf das Betriebssystem Linux umgestellte zentrale IT zugreifen. Software von Microsoft befindet sich dann »nur« noch auf den lokalen Rechnern der Anwender, während die Server-Infrastruktur – von den Nutzern weitgehend unbemerkt – auf dem alternativen Betriebssystem läuft.

Eine Kommission hatte 2001 beschlossen, auf eine Open Source-Umgebung zu migrieren, um Linux auch in Bereichen wie Systemmanagement, Backup und Datenbankapplikationen einsetzen zu können. Im Frühjahr gewann der britische IT-Dienstleister Computacenter die europaweite Ausschreibung dieses Projekts, im Verlauf der Umstellung waren aber noch weitere IT-Firmen an der nicht leichten Umsetzung beteiligt.

»Die Migration auf Linux beziehungsweise Samba ist in dieser Größenordnung und Komplexität bislang einzigartig«, erklärte Carsten Jürgens, Leiter der E-Government-Ausschreibungen bei der deutschen Computacenter-Tochter in Kerpen, die Herausforderungen dieser Pionierarbeit. Auf zahlreichen Gebieten wurde dabei Neuland beschritten, nicht ohne Risiken. Dass die Migration »bisher reibungslos verlaufen ist«, wie die Vorsitzende der IT-Kommission, Susanne Kastner (SPD), resümiert, stimmt so nicht: Als im vergangenen Herbst nach der Umstellung der Verzeichnisdienste die Anmeldung von über 10.000 Nutzerkonten nicht klappte, musste wieder auf das »alte« System umgestellt werden. Dies konnte Jürgens zufolge aber in kürzester Zeit bewältigt werden, da das Krisenmanagement von Anfang an den Zugriff auf die bisherige Infrastruktur einplante. Danach folgten umfangreichere Tests, bis sämtliche Fehler beseitigt und die Migration wie vorgesehen durchgeführt werden konnte.

Die Schwierigkeiten bestanden darin, dass die Windows XP-Rechner nicht mit den auf Linux migrierten Servern kommunizieren konnten. Das externe Projektcontrolling und Qualitätsmanagement während der gesamten Laufzeit des Projekts hatte die Berliner PSI AG inne. Gemeinsam mit der Projektleitung der Bundestagsverwaltung wurde ein Expertenteam für Open Source eingeschaltet und dem IBM-Partner Schindler Technik AG aus Berlin die Projektleitung übertragen. Diese beauftragte gleich drei Firmen, um die Aufgabenstellung erfolgreich zu lösen. Am Erfolg der Migration waren schließlich die Bremer Univention, das Linux-Systemhaus Gonicus GmbH aus Arnsberg sowie der Fürther IT-Dienstleister LT-ec Service & Solutions beteiligt.

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