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Spiele: Spiele erobern Wohnzimmer


Die Computerspiel-Branche ist mittlerweile beim Umsatz an Hollywood vorbeigezogen. Die deutschen Filmtheater haben 2003 einen Umsatz von 850 Millionen Euro erwirtschaftet, das Marktvolumen für Unterhaltungs-Software lag dagegen hierzulande bei 1,13 Milliarden Euro.

Auch das Fernsehen wird von Spielen verdrängt. Laut einer Umfrage von Ziff-Davis haben 26 Prozent aller Amerikaner ihren TV-Konsum zugunsten von Video-Spielen eingeschränkt, weitere 20 Prozent planen dies zu tun.

Das bedeutet allerdings keinen Konflikt: Vielmehr wird die Grenze zwischen Filmen und Spielen immer dünner, und es ist mittlerweile Standard, dass gleichzeitig zum Start eines Blockbusters auch das zugehörige Spiel erscheint. Das bedeutet aber auch gegenseitige Abhängigkeit: Floppt der Film, wird auch das Spiel ein Ladenhüter. Anstehende Film-Spiele sind beispielsweise »Spider Man 2« von Activision und »Riddick« von Vivendi. Auch zu deutschen Filmen wie Bullys »(T)raumschiff Surprise« oder dem neuen Otto Waalkes »7 Zwerge« sind Spieleumsetzungen geplant, die von Phenomedia entwickelt werden, im Gegensatz zu den US-Titeln aber mit einiger zeitlicher Verzögerung erscheinen.

Allerdings hatten in der Vergangenheit solche »Spiele zum Film« immer wieder mit erheblichen Qualitätsproblemen zu kämpfen, was sich auch auf den Absatz auswirkt, so hat etwa »Catwoman« von Electronic Arts ebenso enttäuscht wie der Film.

Ein weiteres Problem für den Fachhandel ist das hohe Preisbewusstsein der Käufer. Die psychologische Grenze von 50 Euro (früher 100 DM) ist sehr stabil, bereits nach wenigen Wochen setzt ein rapider Preisverfall ein, insbesondere bei PC-Titeln. Konsolen können über einen längeren Zeitraum zu höheren Preisen verkauft werden, aber dass PS-2-Titel 60 Euro kosten, hält Wolfgang Myrth, Geschäftsführer der Playcom Software Vertriebs GmbH, nur in Ausnahmefällen für gerechtfertigt. Er fordert, dass die Industrie die Wertigkeit ihrer Software nicht durch zu schnelle Preisreduzierung zunichte macht.

Aber auch wenn die Preisdiskussion der Branche noch sehr lange erhalten bleiben wird, werden doch zunehmend neue Händler-Gruppen auf das Thema Spiele aufmerksam: »Wir beobachten, dass sich die Zahl der von uns belieferten Händler ständig vergrößert«, berichtet Kai Fiebig, Marketing Consultant beim Distributor Flashpoint. Das sieht auch Harald Fischer, Vertriebsleiter der Home & Entertainment Division bei Microsoft: »Vor allem die Mitglieder der Fachhandelsketten Electronic Partner und Xpert interessieren sich zunehmend für Spiele und Konsolen.« Er fordert, die Händler müssten für den Kunden den Einkauf zu einem Erlebnis machen und die Produkte in einem angemessenen Umfeld mit reicher Auswahl präsentieren. Ein Spezial-Angebot zu diesem Thema für Händler legt Electronic Arts vor: Die »EA Arena« ist ein 25 qm großes Point-of-Sale-System mit vier Eingängen und einer umfassenden Präsentationsfläche, das derzeit im Karstadt Hannover zu sehen ist. »Damit wollen wir ein neues Einkaufserlebnis am Point of Sale schaffen«, erklärt Thomas Zeitner, Sales Director Deutschland von Electronic Arts.

Erfolg über Distribution für deutschsprachige Hersteller

Eine Erfolgsstory können die deutschsprachigen Hersteller von Spiele-Software vorweisen. Standen im vergangenen Jahr noch Firmen wie die Karlsruher CDV AG oder die österreichische Jowood noch am Rande des Abgrunds, haben sie dieses Jahr Titel produziert, die an die Spitze der Charts stürmten. Dazu beigetragen haben zum einen die Qualität der Titel wie »Codename: Panzers« oder »Spellforce«, zum anderen aber auch eine klarere Fokussierung der Vertriebsstrategie. So hat sich CDV, das letztes Jahr noch versuchte, seine Händler direkt zu beliefern, jetzt für eine Zusammenarbeit mit der Distribution entschieden und kooperiert nun mit Ingram Micro Games, Groß-Elektronik und Flashpoint. Ein weiterer Erfolgsfaktor für CDV ist die Konzentration auf die Kernkompetenz Echtzeit-Strategie und wenige Erfolgsbrands. Auch Jowood setzt klar auf die Kooperation mit Distributoren: Im Moment kooperieren die Österreicher noch mit zweien, wobei Koch Media den einen Teil der Produktpalette (Transport Gigant, Aquanox, Legend of Kay sowie Yeti Sports) und Big Ben Interactive den anderen Teil vermarktet. Allerdings hört diese Doppelstrategie bald auf: Jowood wird in Zukunft ausschließlich mit Koch Media in den Territorien Deutschland-Österreich-Schweiz, UK und Italien zusammenarbeiten.

Der Hauptbaustein des Erfolges der Österreicher war der Titel »Spellforce«, der in einzigartiger Weise Rollenspiel und Echtzeit-Strategie miteinander verknüpft. Demnächst erscheint eine »Gold Edition«, die auch das Add-On »Breath of Winter« enthält.

Distributoren werden Publisher

Ein Trend schält sich klar heraus: Viele Spiele-Distributoren werden nun selbst als Publisher aktiv und bringen unter ihrem eigenen Namen Spiele heraus. So hat etwa Koch Media schon 2002 das Label »Deep Silver« gestartet und damit bereits zwei Nummer-Eins-Hits gelandet.

Aktuell zur Games Convention zieht nun auch BHV nach, das »Rebel«-Label ist ähnlich wie bei Koch Media für Vollpreis-Spiele reserviert, während unter eigenem Namen eher Budget- und Anwender-Titel erscheinen. Rebel beginnt mit drei Titeln, die wenig verbindet: »Wir wollen uns nicht auf ein Genre festlegen«, so Helmut Schmitz, Geschäftsführer von Bhv. Der Distributor hat zur Unterstützung des neuen Brands eine Kooperation mit der Entwickler-Schmiede Games Academy vereinbart, nachdem das Abschlussprojekt der Programmierer-Schule als eigenständiges Spiel veröffentlicht werden soll.

Der Distributor Flashpoint hat zwar noch keine Vollpreis-, dafür aber eine Budgetreihe unter dem Label »Premium« ins Leben gerufen.

Auch Distributor Ingram Micro Games geht eigene Wege und hat mit der Kette »Games Profis« ein Netzwerk von derzeit 15 Läden aufgebaut. »Die Händler bei Games Profis erhalten bei uns exklusive Give-Aways«, erklärt Renke Krüger, Managing Director bei Ingram Micro Games. Den Unkostenbeitrag, der für die Mitgliedschaft in der Kette fällig wird, erhalten sie zum Jahresende als Bonus vergütet. »Wir werben nicht aktiv für die Games Profis, sondern erwarten, dass Händler auf uns zukommen«, betont Krüger. Eine solche Kooperation ist für Händler eine Chance, der Übermacht von Media Markt, Karstadt & Co. entgegenzutreten. McMedia, eine Gruppe mit über 60 Händlern, bietet seinen Mitgliedern etwa bestimmte Bundles zu Sonderkonditionen und Marketing-Unterstützung. Der Zuspruch ist ungebrochen: »Allein zum 1. September konnten wir drei neue Händler aufnehmen«, berichtet Produktgruppen-Manager Efthimios Sidiropoulos von McMedia.



Top-Titel fürs Weihnachtsgeschäft

1. Doom 3 (Activision) Der Vater aller Shooter geht in die dritte Runde und setzt grafisch neue Maßstäbe
2. Half-Life 2 (Vivendi) Auch wer Brillen trägt, kann gut schießen. Der Valve-Titel hat eine abenteuerliche Vorgeschichte, wurde doch der gesamte Quell-Code geklaut, worauf das Spiel komplett neu geschrieben wurde
3. Leisure Suit Larry Magna cum Laude (Vivendi) Larry Laffer ist zwar in Pension gegangen, dafür studiert nun sein Neffe Larry Lovage am College und hat genau so wenig Glück in der Liebe
4. Hearts of Iron 2 (Koch Media) Komplexes Strategiespiel mit globalem Anspruch und ausgereiftem Diplomatie-Teil
5. Sims 2 (Electronic Arts) Nachfolger des meistverkauften PC-Spiels aller Zeiten. Die kleinen Sims können jetzt erwachsen werden und den Storch rufen
6. World of Warcraft (Vivendi) Massives Multiplayer-Rollenspiel für Tausende von Spielern im Warcraft-Universum
7. Sid Meier’s Pirates (Atari) Karibik-Klassiker in neuem Gewand. Für alle Möchtegern-Errol-Flynns und Olivia de Havilands.
8. Crusader Kings (Koch Media) Die Geschichte mittelalterlicher Königreiche begleiten, politische Allianzen mit Hochzeiten zementieren
9. Medieval Lords (Brigades) Städte aufbauen von der Lehmhütte zum Fachwerkhaus, Mauern anlegen und für Sicherheit und Wohlergehen der Bewohner sorgen
10. Die Siedler – Das Erbe der Könige (Ubisoft) Der fünfte Teil der Siedler Reihe wurde als bestes Spiel der Games Convention ausgezeichnet und enthält jetzt auch Rollenspiel-Elemente.

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