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ERP für Fertiger: MES – Mit Kanonen auf Spatzen schießen


Die Fertigungsindustrie ist geprägt von hohem Kostendruck, immer kürzeren Time-to-Market-Zyklen, engerem Zusammenrücken zwischen Zulieferer und Kunden sowie der Notwendigkeit, schnellere Lieferzeiten garantieren zu können. Vor diesem Hintergrund müssen Fertigungsunternehmen versuchen, so viel Automatisierung wie möglich zu erreichen und ihre Systeme von der Planung im ERP-System bis hin zur Produktionssteuerung an den Maschinen zu integrieren.


Der bisherige MRP II-Ansatz (Material Resource Planning) kann diese Anforderungen allerdings nicht erfüllen. Nach diesem Konzept werden einzelne Planungsschritte getrennt voneinander durchgeführt und erst zum Schluss zu einem Fertigungsauftrag zusammengefasst. Produktions- und Mengenplanung beispielsweise werden zunächst ohne Rücksicht auf Kapazitäten erstellt. Darüber hinaus sind PPS- und ERP-Systeme viel zu weit von der tatsächlichen Fertigung entfernt, als dass sie veränderte Rahmenbedingungen wie Engpässe berücksichtigen könnten.


Seit 1995 finden APS-Systeme (Advanced Planning & Scheduling) zunehmend Interesse. Die Systeme ergänzen das MRP-Konzept und heben die starre Verbindung von Prozess- und Produktionsstruktur auf. Von Anfang an werden alle Ressourcen und Termine sowie Materialanforderungen und Anlagen-Kapazitäten berücksichtigt, um einen detaillierten Feinplan zu erzeugen. Dieser Feinplan stellt die am besten geeignete Produktionsreihenfolge dar, mit der Betriebsziele wie beispielsweise Einhaltung der Kundenlieferfristen erreicht werden. Unternehmen wie Agilisys, Peoplesoft (ehemals J.D. Edwards), Pro Alpha und SAP bieten APS-Module zu ihren Lösungen, die teilweise auf Werkzeugen des Spezialisten Ilog basieren (Proalpha und SAP). Darüber hinaus hat Pro Alpha 2001 seine gesamte Standardsoftware nach den Grundsätzen von APS im Kern neu programmiert.


Seit einiger Zeit kursiert auch das Schlagwort MES (Manufacturing Execution Systems) im Markt, das von Marktbeobachtern wie Trovarit als aktueller Trend in der Fertigungsindustrie identifiziert wird. MES-Lösungen sollen als Bindeglied zwischen der Auftragsbearbeitung des ERP-Systems und den Steuerungslösungen der Produktion dienen. Die Produkte verbinden unterschiedliche Systeme wie Mengenterminplanung, Kapazitätsterminplanung sowie Produktionssteuerung und integrieren auch Themen wie Qualitätssicherung, die bislang getrennt liefen. So unterstützt MES die kurzfristige Planung und Steuerung des Produktionsprozesses. Potenzielle Engpässe bei Ressourcen und Material sollen die Systeme frühzeitig ausweisen und Ausgleichsmaßnahmen vorschlagen. MES-Anbieter sind beispielsweise Adicom, Agilisys, Kumatronik, Mapics, Mpdv, Psipenta und Wassermann.


Aufklärung dringend erforderlich


Eines der Unternehmen, die sowohl APS als auch MES anbieten, ist Agilisys. Nach den Übernahmen von Brain und Infor adressiert der Konzern sowohl diskrete Fertiger (beispielsweise Automotive, Kunststoff-, Metall und Elekronikindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbau) wie auch die Prozessindustrie (Nahrung, Getränke, Konsumgüter, Pharma, Chemie und Biotechnologie). »Wir glauben, dass der MES-Markt stark wachsen wird. Fertigungsunternehmen setzen hauptsächlich finanzlastige Systeme ein. Die Steuerung für Produktion und Feinplanung wurde bislang vernachlässigt«, erklärt Jim Schaper, CEO von Agilisys. Einsatzmöglichkeiten für das APS-Modul sieht er hauptsächlich im Mittelstand, der den Konzernen jetzt langsam nacheifern würde.


Zur Charakterisierung eines Wachstumsmarkts fehlt dem MES-Segment allerdings noch eins: Die Bekanntheit unter den Anwendern. Nach einer aktuellen Umfrage, die das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Trovarit unter 670 Unternehmen durchführte, ist MES bei 55 Prozent der Fertigungskunden gänzlich unbekannt. »Im Mittelstand ist dieser Prozentsatz sogar noch höher«, erklärt Dr. Karsten Sontow, Vorstand von Trovarit. Er fordert umfangreiche Informationskampagnen seitens der Hersteller für das Thema MES. Der Einsatz könnte sich lohnen. »Wenn man dem Mittelstand erklärt, welche Funktionen das System bietet, sind alle begeistert«, weiß Sontow.

Pro Alpha hingegen tut MES als Modeerscheinung ab und konzentriert sich lieber weiterhin auf die »Grundphilosophie« APS. »In zwei Jahren redet niemand mehr über MES«, ist sich Werner Heitmann, Vertriebs- und Marketingleiter bei Pro Alpha, sicher. Dennoch bietet der Hersteller einige Teilkomponenten zum Thema MES, wie beispielsweise Mengen- und Terminüberwachung. »Wir überlegen momentan, ob wir MES mitmachen müssen, um bei Ausschreibungen nicht durch das Raster zu fallen. Allerdings haben wir auch beim Wettbewerb noch keine wirklichen MES-Systeme entdeckt«, stellt Heitmann fest. Dies bestätigt eine weitere Umfrage von Trovarit in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), vom Herbst 2002: Lediglich ein Viertel von 25 MES-Anbietern decken den gesamten Funktionsumfang von Mengenterminplanung, Kapazitätsterminplanung bis zur Werkstattsteuerung und zusätzlichen Funktionen wie Qualitätsmanagement ab. Noch stehen die Lösungen also am Anfang ihrer Entwicklung.


Konzerntrends überfordern den Mittelstand


Wenn sich das Segment entwickeln wird, dann wie im Bereich APS zunächst im Großkundenumfeld. Damit sich der Einsatz von APS-Systemen wirklich lohnt, müssen Unternehmen hohe Datenmengen einpflegen, was sowohl zeit- als auch kostenintensiv ist. Davon abgesehen generieren mittelständische Firmen die notwendigen Daten teilweise gar nicht.


Ähnlich verhält es sich im MES-Umfeld. Um die Systeme wirklich gewinnbringend zu nutzen, müssten Anwender einen hohen Produktionsdurchsatz und relativ komplexe Fertigungsstrukturen aufweisen. Aus diesem Grund gäbe es momentan noch nicht viele Projekte in diesem Umfeld, meint Michael Wockenfuß, Produktmanager SCM/Produktion bei SoftM.


Nach Meinung traditioneller Mittelstandsanbieter wie AP und Bäurer wird sich diese Situation zumindest im KMU-Markt nicht so bald ändern. »MES für den Mittelstand ist wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Der Ansatz ist viel zu theoretisch«, schildert Markus Wild, Vorstand von Bäurer, die Situation. Seiner Meinung nach würden schon durchgängige Prozesse die meisten Probleme in mittelständischen Unternehmen lösen.


Eine Möglichkeit, dass sich zumindest Teile der MES-Idee im Mittelstand durchsetzen, besteht aber dennoch. Dann nämlich, wenn Hersteller die komplexe Lösung auf einen pragmatischen Ansatz herunterbrechen und aus dem Hypethema einen leicht einsetzbaren Kern herauslösen. Laut Gunter Strickert, Leiter Fachreferat Industrie bei MBS, könnte das beispielsweise die Optimierung der Aufträge auf einzelne Kostenstellen in einem Fertigungsunternehmen beziehungsweise die Umsetzung der Planung auf die Maschinen sein. Diese Einsatzmöglichkeiten wären für den Mittelstand sowohl sinnvoll als auch bezahlbar.


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MES


Nach dem Marktforschungsunternehmen Trovarit sollten MES-Systeme (Manufacturing Execution Systems) die folgenden Punkte abdecken: Mengenplanung (Bedarfs-ermittlung und Beschaffungsmengenrechnung), Kapazitätsplanung (Durchlaufterminierung und Kapazitätsbedarfsermittlung) sowie Werkstattsteuerung. Zu diesem Punkt zählen Betriebmittelbelebung, Reihenfolgeplanung, Personaleinsatzplanung, Kapazitätsbestimmung, Auftragsfreigabe, Grafische Plantafel, Mengen- und Terminüberwachung sowie Prozessüberwachung. Weitere Funktionen sind unter anderem Produktrückverfolgung, Qualitätsmanagement, Dokumentenverwaltung, Instandhaltungsmanagement, Personalzeiterfassung sowie Maschinen- und Betriebsdatenerfassung.




APS


Von APS-Systemen (Advanced Planning & Scheduling) können Anwender folgende Funktionen erwarten: Demand Planning, Production Planning und Scheduling, Distribution Planning sowie Supply Chain Planning. Außerdem sollten die Lösungen Anzahl und Standorte von Produktionsstätten und Auslieferungslagern, Zuordnung zu Produktionsstätten, Kapazitätsbestimmung für Arbeitskräfte und Betriebsmittel je Standort, Lagerhaltung je Teil und Lager, Bestimmung benötigter Transportmittel und Häufigkeit ihres Einsatzes sowie Zuordnung von Lagern zu Produktionsstätten und von Märkten zu Lagern bewältigen. APS wird häufig mit Themen wie Supply Chain Management (SCM) und E-Business in Verbindung gebracht.


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INFO


Agilisys
Kesselstraße 17, D-70327 Stuttgart
Tel. 0711 38961-0, Fax 0711 38961-100
www.agilisys.com


AP
Schoemperlenstraße 12b, D-76185 Karlsruhe
Tel. 0721 5601-30, Fax 0721 5601-500
www.ap-ag.com


Bäurer
Römerstraße 39, D-78183 Hüfingen/Behla
Tel. 0771 9211-0, Fax 0771 9211-800
www.baeurer.de


MBS
Konrad-Zuse-Straße 1, D-85761 Unterschleißheim
Tel. 089 3176-0, Fax 089 3176-2700
www.microsoft.com


Peoplesoft
Münchner Straße 14, D-85774 Unterföhring
Tel. 089 99215-0, Fax 089 99215-002
www.peoplesoft.com


Pro Alpha
Auf dem Immel 8, D-67685 Weilerbach
Tel. 06374 800-0, Fax 06374 800-199
www.proalpha.de


SoftM
Messerschmittstraße 4, D-80992 München
Tel. 089 14329-0, Fax 089 14329-1113
www.softm-ag.de


Trovarit
Pontdriesch 10/12, D-52062 Aachen
Tel. 0241 40009-0, Fax 0241 40009-111
www.trovarit.com


Sage
Berner Straße 23, D-60437 Frankfurt
Tel. 069 50007-0, Fax 069 50007-1130
www.sage.de


Softengine
Alte Bundesstraße 10,16, D-76846 Hauenstein
Tel. 06392 995-0, Fax 06392 995-599
www.softengine.de


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